lit.COLOGNE / Uwe Timm
Es war eine Einladung zu Uwe Timms Veranstaltung bei der lit.COLOGNE, der ich sehr gerne gefolgt bin. Die Begegnung fand im Funkhaus des WDR, am Wallrafplatz statt. Der Saal war ausverkauft bis zum letzten Platz. Es sind interessante und interessierte Gesichter Kölns, die man hier antrifft. Dieser Eindruck hat nach den Aufmärschen von randalierenden Fußballfans oder politisch rechter und gewaltbereiter Demonstranten, etwas tröstliches.
Mein Platz war in der letzten Reihe und daher waren die Protagonisten leider sehr weit entfernt – doch akustisch war alles gut vorbereitet, so dass man der Veranstaltung mühelos folgen konnte. Die kurze Begrüßungsansprache des Verlagsleiters wurde dann doch etwas länger, und Felicitas von Lovenberg und Uwe Timm warteten geduldig und Wasser trinkend, bis irgendwann das Publikum zu klatschen begann, und zu verstehen gab, dass man gekommen war um Uwe Timm zu hören, was der Verleger offenbar im Eifer seiner Laudatio vergessen hatte.
Es begann nun ein Interview zum Lebensweg Uwe Timms, der in diesem Jahr seinen 75 Geburtstag feiert. 75 Jahre Leben, Arbeit und Geschichte, ist eine lange Zeit. Im Gespräch wurde deutlich, wie oft Gedanken, Maximen und Vorlieben korrigiert werden sollten, was alles geschrieben wurde und wie auch politisches Engagement und moralische Fragen literarisch verarbeitet wurden.
Uwe Timm war ein sympathischer, engagierter Gesprächspartner für die Fragestellerin, für die das Erzählte bereits Teil der Geschichte war und nicht, wie für Uwe Timm, zum gelebten Leben gehörte.
Das neue Buch von Uwe Timm, „Montaignes Turm“, wurde ebenfalls vorgestellt und im Anschluss zum Verkauf angeboten. Timm las einen Essay über Wolfgang Koeppen vor. Ein nicht unkomplizierter Text für ein breites Publikum, das, so schien es mir jedenfalls, ein wenig aussen vor bleiben musste, bei all den genannten Details und Kenntnissen über den Literaturbetrieb. Auch das Portrait eines Autors, der den meisten doch nicht geläufig war, die Analyse der Haltung des Autors, zum entscheidenden Zeitpunkt und zu verpassten Gelegenheiten, war literarische Feinkost über Literatur, die vielleicht in einem persönlicheren Rahmen besser zur Wirkung gekommen wäre.
Zuguterletzt kam die Ermunterung und Aufforderung, viel zu lesen und sich den Genuss des Lesens nicht zu versagen – was dann auch allseits breite Zustimmung fand.