Die Gründung des Klosters geht auf das Jahr 1437 zurück. Es liegt am Rand der Stadt Rheine inmitten des Erholungsgebietes Bentlage in direkter Nachbarschaft zur Saline Gottesgabe in einer noch weitgehend intakten historisch gewachsenen Kulturlandschaft, am linken Ufer der Ems im Münsterland. Es ist ein wunderschöner ja fast verwunschener Ort, an dem man Anregung und Entspannung, Kunst, Natur und Geschichte erleben kann. Der Radwanderweg führt am Gelände vorbei und in einem feinen Café, das Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft anbietet, kann man sowohl im Freien, als auch im Innenbereich pausieren. Im Frühling nisten Störche in den Bäumen, klappern mit den Schnäbeln oder stolzieren über die Wiesen – wie in Wilhelm Hauffs Märchen vom Kalif Storch.
Es kann keinen passenderen Ort für eine Märchengesellschaft geben, die eben im Kloster ihren Sitz hat. Die Europäische Märchengesellschaft wurde 1956 im Kloster Bentlage gegründet als Vereinigung von Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Fachrichtungen, von Erzähler/innen und Künstler/innen, vor allem aber von Märchenliebhabern, die sich und andere immer neu aufmerksam machen wollen für die Wahrheit, Weisheit und Schönheit der Märchen.
Hoch spannend ist auch das angegliederte Museum, das einerseits mittelalterliche und historische Kunstschätze birgt, andererseits eine Galerie der Moderne betreibt in der „Westfälischen Galerie“.
Westfalens Beitrag zur Moderne ist vielgestaltig. Der Westfale Otto Modersohn gehörte zu den Begründern der Künstlerkolonie Worpswede, deren Mitglieder gegen die akademische Ausbildung opponierten und sich fernab aller Kunstzentren auf die Darstellung ländlicher Motive konzentrierten. Mit August Macke stammt einer der bekanntesten deutschen Expressionisten aus Westfalen, dessen Werke in reinen, leuchtenden Farben Harmonie und Heiterkeit vermitteln. Großen Einfluss übte Josef Albers aus, der aus Westfalen zunächst ans Bauhaus ging und 1933 nach Amerika emigrieren musste, wo er als Lehrer großen Einfluss auf die Kunstentwicklung der 1960er Jahre hatte.
Nicht zuletzt steht im Festsaal des Klosters ein Flügel, und es finden Lesungen und Konzerte statt die ein besonderes Angebot darstellen. Es gibt Klassik und Jazz, altes und zeitgenössisches in einem intimen Rahmen der mehr bietet als so manche Stadthalle. Ist man doch ganz nah am Geschehen und kann Werke und Künstler aus nächster Nähe kennenlernen.
Im übrigen ist es keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass an diesem einsamen Ort zwischen Saline und Zoo, eine derart hochrangige Kulturstätte betrieben wird. Seit wir musizierend und rezitierend durch NRW reisen, entdecken wir hinreißende Kostbarkeiten an Museen, Kirchen und Schlössern. Das Land und überaus engagierte und hoch ausgebildete Fachleute betreuen diese Orte mit Verstand, Liebe und Leidenschaft. Sie haben alle Achtung und Beachtug verdient und die Bewohner und Gäste dürfen stolz und froh sein über das, was sich dort tut.
Dann gibt es sogar noch Gästezimmer und ein reichhaltiges Frühstück im Kloster, das das ganze Jahr über für die Gäste offen steht. Ich durfte nach unserer Aufführung der „Sprachlandschaften“ noch verweilen und übernachten und war begeistert vom Ort, der Natur, der inspirierenden Atmosphäre und den vielen Möglichkeiten, die geboten sind! Es war sicher nicht mein letzter Besuch. Wer auf dem Weg zu den Nordseeinseln auf der A 31 unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher machen und eine kleine Pause an diesem Ort einplanen!