Friedrich Rückert zum 150 Todestag

Rückert wurde am 16. Mai 1788 in Schweinfurt geboren und starb am 31. Januar 1866 in Coburg.

Heuer wird zu seinem 150 Todesjahr, hie und dort an ihn erinnert, wenngleich sein Leben und Werk vielen Menschen nicht so gegenwärtig sind, wie er es verdient.

Er gehörte zu den großen Intellektuellen des 19. Jahrhunderts. Er konnte über 40 Sprachen, war Mitbegründer der deutschen Orientalistik und schrieb Bühnenstücke und an die 25.000 Gedichte. Rückerts Werke wurden weltweit in 20 Sprachen übersetzt. Geradezu kongenial übertrug er orientalische Lyrik und nicht zuletzt den Koran ins Deutsche. Berühmte Komponisten wie Robert und Clara Schumann, Gustav Mahler oder Richard Strauß vertonten seine Werke. Bis heute beziehen sich Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler auf Friedrich Rückert, darunter Vincent van Gogh, Hermann Hesse, Thomas Mann und Marcel Reich-Ranicki. Janosch legte seinen Figuren Rückert-Zitate in den Mund und auch Donald Duck rezitiert seine Gedichte. Rückerts Lebensthemen Liebe, Freiheit, Frieden und Verständigung bewegen noch heute.

Er dachte in seinem schriftstellerischen Werk über Religionen, Politik, Gesellschaft und die Herausforderungen der Neuzeit nach. Die Industrialisierung, die in zunehmendem Maße das Leben der Menschen bestimmen würde, waren ihm ebenso wie die Verständigung zwischen Menschen und Völkern Thema.

Rückert war nicht nur groß von Gestalt, er dachte groß, uneitel, klar und poetisch. Für ihn war jede Kultur und Sprache kostbar und seine Übersetzungen sollten aufzeigen, wie andere Menschen empfinden und denken. Er war der Brückenbauer.

Eines seiner weitreichenden Gedichte, das mir besonders ans Herz gewachsen ist, handelt vom ewig jungen, unsterblichen und unruhig wandernden Chider. Das Gedicht beschreibt die Veränderung eines Lebensraumes in einen Zeitraum von 2500 Jahren. In jeder Strophe wird vom jeweiligen Gegenüber die Beständigkeit seiner Lebensweise vor Ort gepriesen. Eine Beständigkeit die sich als Irrtum erweist, denn von Strophe zu Strophe ist eben dieser Ort ein vollkommen verwandelter. Wir haben Gedichte von Friedrich Rückert in unsere Literaturkonzerte aufgenommen. Das gesprochene Wort in seiner Melodik wird lebendig und der Zauber Rückerts Poesie begreiflich.

Den größten Ruhm brachten die Kindertotenlieder, die er nach dem Scharlachtod seiner beiden damals jüngsten Kinder geschrieben und dann unter Verschluss gehalten hatte. Nach seinem Tod wurden sie veröffentlicht und von Gustav Mahler vertont. Sie gehören bis heute zu den berührendsten Liedern der deutschen Musikgeschichte.

Schweinfurt widmet seinem Dichter in diesem Jahr eine Ausstellung, die dann in Erlangen und Coburg ebenfalls zu sehen sein wird. www.rueckert-weltpoet.de Auch sein Wohnhaus in Schweinfurt kann besichtigt werden. (Anmeldung unter 09561-66308) www.schweinfurt360.de