Heilbronner Stimme
Leonore Welzin
“Soirée im Kaffeehaus Hagen”
Heiße spanische Musenküsse
„Lauf nicht, geh langsam. . . auf Dich zu” heißt es bei Juan Ramón Jimenez und Federico Garcia Lorca dichtet: „Hör, mein Sohn, auf das Schweigen — das Schweigen, das die Stirn auf den Boden drückt.”
Unter dem Titel „Spanische Impressionen” veranstaltete der Literarische Verein Heilbronn eine musikalisch-literarischen Soirée. Das koloniale Ambiente mit alten Kaffeedosen, wachstriefenden Kandelabern und dem röstfrischen Aroma des Mokkagetränkes hätte passender nicht sein können.
Manche Verse hören sich so aktuell an, als seien sie unmittelbar für diesen Abend geschrieben. Rund zwanzig Gedichte von fünf namhaften Spaniern — unter anderem von Rafael Alberti und Jorge Guillen — hat die Schauspielerin Sibylle Bertsch ausgewählt. Mit warmer, klarer Stimme trägt sie die Texte vor.
Empfindsam nähert sie sich den „Emotionen, die in die Melodie und die Süßigkeiten. . . flüchten”. Das lyrische Ich reflektiert „die poetische Logik”, in der sich menschliche Gefühle und poetische Architektur treffen. Und obwohl sie mit den Worten Vincente Aleix?ndre’s zu bedenken gibt, dass „Lyrik nur annäherungsweise übersetzt werden kann”, berührt ihr Vortrag das Publikum.
„Mehr noch als der Text, erklärt die Melodie die Eigenheiten einer Landschaft.” Lorcas musikalischer Logik folgen Alexander Bertsch am Piano und Jochen Hennings am Cello. Kurze Musikimpressionen von Gaspar Cassado, Enrique Granados und Manuel de Falla umspielen die Gedichte. Mal in Moll Tanzstücke wie Andaluza und Orientale, mal mit impressionistischer Leichtigkeit der Suite populaire Espagnole. Eine wohltuende Melange aus Poesie, Musik und einem Sahnehäubchen Applaus.”